Fernando Pons wurde letzten Monat nach Andoni Larrabe der zweite Spanier, der die November-Nine der WSOP erreichen konnte.
Aber das soll für den frisch gecasteten 888-Pro noch nicht alles gewesen sein.
Er geht mit nur zwölf Big Blinds an den Tisch, aber das Ziel für Pons ist ganz klar – er will der nächste Poker-Weltmeister werden.
Pons hat es geschafft, mit einem 30-Dollar-Satellite mindestens eine Million Dollar bei der WSOP zu gewinnen – eine Leistung, die ihm schon den Namen „neuer Chris Moneymaker“ eingebracht hat.
Aber Pons weiß, dass er das Main-Event eigentlich gewinnen muss, um diesem Spitznamen gerecht zu werden.
„Ich lebe den Traum“
„Mir ist das gelungen, wovon alle Pokerspieler träumen,“ erklärte Pons im Interview mit PokerListings in diesem Monat. „Ich lebe buchstäblich den Traum.“
Sich selbst beschreibt Pons als Arbeiter, Vater, Ehemann und Poker-Enthusiasten in der Freizeit. Und jetzt musste der Arbeiter erst einmal seinem Chef erklären, was in dem Rio-Casino in Las Vegas eigentlich passiert ist.
„Um ehrlich zu sein,“ so Pons, „ich hatte ihm gar nicht gesagt, was ich vorhatte. Ich hatte nur gesagt, dass ich in die USA fahre, nicht jedoch, dass ich Poker spiele. Als ich nach Mallorca zurück kam, habe ich es ihm erzählt, aber da wusste er es natürlich schon.“
In der dreimonatigen Pause bis zu den November-Nine nimmt sich Fernando Pons erst einmal eine Auszeit von seinem Job und genießt sein bisheriges Abschneiden.
„Ich habe um eine Auszeit gebeten, um das Jahr ein wenig zu genießen und um ein wenig mehr Poker zu spielen, obwohl ich es immer noch nur als ein Hobby betrachte.“
Bislang hat sich dieser Plan sogar gelohnt, denn jüngst gewann Pons auf PokerStars.es das €50 SuperJueves Bigstack Turbo und rund 3000 Euro – auch wenn er das Geld vermutlich gar nicht braucht.
Schnell mehr Chips bekommen
Pons Aufgabe Ende Oktober am Finaltisch der WSOP wird eine verdammt schwierige. Er hat nur zwölf Big Blinds und hält nur rund 1,8 Prozent aller Chips am Tisch – weniger als je ein November-Niner vor ihm. Er wird sich anstrengen müssen und eine Menge Glück benötigen, um am Anfang schnell mehr Chips zu bekommen. Doch über Taktik spricht er nicht so gerne.
„Ich werde nicht öffentlich darüber sprechen, wie ich spielen werde. Denn ich hoffe, meine Strategie wird mir helfen, mehrfach aufzudoppeln.“
Allerdings weiß Pons ganz genau, wie er an den Tisch herangehen muss: „In meinem Fall ist es wirklich einfach. Ich brauche die richtigen Hände und ein wenig Glück. Wenn ich ein paar gewinne, bin ich zurück in meinem Spiel.“
Am Finaltisch misst er sich mit Spielern wie Gordon Vayo, Cliff Josephy, Vojtech Ruzicka, Jerry Wong, Michael Ruane, Griffin Benger und Kenny Hallaert. Der Favorit steht für ihn allerdings schon fest.
„Der Logik nach sollte es Cliff Josephy sein. Er hat Erfahrung und er liegt in Führung. Aber es ist ein Final-Table und da kann alles passieren.“
Auf jeden Fall hat Pons ein paar Monate Zeit, sich auf die Nachfolge seiner zwei spanischen Vorgänger am Finaltisch der WSOP vorzubereiten. Carlos Mortensen wurde 2001 (damals noch ohne November-Nine) Weltmeister und Andoni Larrabe wurde 2014 Sechster.
„Ich habe sie nicht kontaktiert, denn ich kenne sie persönlich nicht und ich glaube auch nicht, dass das passieren wird, es sei denn ich laufe ihnen zufälligerweise über den Weg.“
Bis dahin spielt Pons ein paar mehr Live-Turniere: „Ich werde nach Barcelona für die EPT fahren und ich werde ein paar Events der nationalen spanischen Tour spielen.“
Außerdem nimmt Pons als 888-Pro natürlich an den 888Live-Turnieren teil – das nächste findet in Bilbao statt.
Der „Pons-Effekt"
2003 war Chris Moneymaker der Katalysator für das goldene Poker-Zeitalter. Er kam von ganz unten und arbeitete sich an die Weltspitze.
Für 888 und Fernando Pons könnte sich diese Geschichte wiederholen.
„Ich kam zum Poker so wie fast jeder andere auch – Zuhause mit ein paar Freunden. Dann fing ich an, online zu spielen, denn dort gab es Satellites zu Turnieren im Mallorca-Casino.“
„Es ist wirklich eine Ehre, mit Moneymaker verglichen zu werden, aber der Vergleich funktioniert nur, wenn ich das Main-Event auch gewinne. Ich hoffe, dass mir das gelingt und dass dies auf den spanischen Pokermarkt einen ähnlichen Effekt haben wird.
Das wird aber nicht einfach, wie auch schon der spanische Poker-Superstar Adrian Mateos erklärte. Poker in Spanien ist de facto ein zweigliedriges System. Mateos lebt nicht mehr in Spanien, aber Pons wohnt auf Mallorca – erkennt das Thema nur zu gut.
„Es ist heute praktisch unmöglich, seinen Lebensunterhalt durch online Poker in Spanien zu verdienen. Man kann die Spieler, denen das gelingt an einer Hand abzählen und das liegt einzig an der spanischen Gesetzgebung.“
„Es ist völlig unfair, dass man dem Staat die Hälfte seiner Gewinne abtreten muss. Der einzige Effekt dieses Gesetzes ist, dass man professionelle Spieler vergrault.“
Dennoch würde Pons jedem zum Pokerspiel raten. „Nur wenn man Vollzeit spielen möchte, wäre es das beste, Spanien zu verlassen.“
Eine Million Dollar hat Fernando Pons bereits sicher, im November geht es um 8 Millionen für den Titel, doch noch hat der Spanier keine Pläne für das Geld: „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, was ich mit dem Geld mache. Ich bin ein vorsichtiger Mensch und habe noch Zeit, mir etwas einfallen zu lassen – eine kleine Menge habe ich allerdings schon ausgegeben.“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.08.2016.