In den letzten sechs Monaten hat ein Online-Kartenspiel die Gaming-Welt im Sturm erobert und hat aus dem Stand eine riesige Online-Community und unzählige Blogs, auf denen das Spiel und die Strategie des Spiels diskutiert wird, hervorgebracht.
Hearthstone wurde vom Gaming-Giganten Blizzard entwickelt und schickt sich an die Gaming-Szene mit seinem kostenlosen Free-to-Play-Model und zehntausenden Spielern mächtig aufzuwirbeln.
Erstaunlicherweise ist Hearthstone noch in offener Beta-Phase und wurde noch nicht einmal offiziell auf den Markt gebracht.
Die Entwickler von Magic: The Gathering dürften bereits in Sorge sein. Und das sollten sie auch, wenn Forbes schon Artikel wie Fünf Gründe warum Hearthstone besser als ein echtes Kartenspiel ist, englisch und Wie Hearthstone die Gaming-Landschaft verändern kann, englisch veröffentlicht hat.
Was hat das mit Poker zu tun?
Hearthstone und Online-Poker haben fast die gleiche Zielgruppe. Wenn Hearthstone innerhalb weniger Monate zehntausende Spieler anziehen kann, warum soll Poker das nicht können?
Blizzard hat erklärt, dass das Ziel von Hearthstone ist, Sammelkartenspiele dem breiten Markt zugänglich zu machen und beschreibt das Spiel als “trügerisch einfach und irrsinnig unterhaltsam”.
1. Einfacher Lernprozess mit sinnvollen Belohnungen
Inzwischen hat fast jedes Spiel dies perfektioniert, doch Poker hat damit immer noch Probleme: In praktisch jedem Spiel bekommt ein neuer Spieler anfangs eine Menge Hilfe und Belohnungen, bevor man ihn mit der harten Spielrealität konfrontiert. Außerdem bekommen neue Spieler zunächst eine Hand voll Cash, Gold oder Ausrüstung, damit sie startklar sind.
Beim Poker gibt es diesbezüglich einige Experimente wie Anfänger-Tische, Boni und die täglichen Challenges auf PokerStars. Aber diese Experimente stecken noch in ihren Kinderschuhen.
Jetzt schau man sich Hearthstone an: Gold ist hier die begehrte Währung, denn damit können Spieler neue Kartendecks erwerben. Die Spieler bekommen Gold für das Abschließen sehr einfacher Aufgaben:
– Gewinne ein Spiel: Gold
– Spiele in der Arena: Gold
– Level einen Charakter hoch: Gold
Erst sehr viel später wird es schwieriger, Gold zu verdienen und die Spieler müssen echtes Geld investieren, um schneller an Spiel-Gold zu kommen. Aber dann hat man die Spieler schon am Haken!
Positive Rückmeldungen bewirken Wunder bei SpielernDas könnte man beim Poker doch genauso machen:
– Spiele ein Partie PLO: es gibt einen Bonus
– Spiele ein Stud-Turnier: es gibt FPPs
– 100 Hände Triple-Draw: es gibt etwas Cash
Wegen solcher Belohnungen kommen die Spieler zurück!
2. Software auf dem neusten Stand
Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit sind beim Online-Poker viel wichtiger als eindrucksvolle (und rechenintensive) Grafiken, aber hier gibt es sicherlich eine Art Kompromiss.
Online-Poker hat sich optisch seit 2008 kaum noch verändert und man muss sich fragen, warum nicht mehr Anbieter mit einem professionellen Grafik-Studio zusammenarbeiten, um moderne Software zu produzieren.
Es ist 2014. Es wird Zeit, mit der Zeit zu gehen!
Hearthstone mag zwar ein einfaches Kartenspiel sein, aber wenn man eine Partie spielt, sieht man einen detaillierten, liebevollen Tisch mit vielen Animationen und man kann sogar mit einigen Tischelementen interagieren, während man auf den Zug des Gegners wartet. Zerstört man eine Karte seines Gegner gibt es eine kleine, aber sehr befriedigende Animation.
Warum hat Online-Poker keine guten Animationen, warum werden die Chips nicht sichtbar in meine Richtung geschoben, wenn ich einen Pot gewinne? Warum werden meine Karten nicht in den Muck geworfen, wenn ich folde? Warum sind moderne Poker-Tische so statisch?
3. Für jeden zugänglich
Zugänglichkeit – das ist eines der zentralen Elemente von Hearthstone. Auch wenn das Spiel noch in der Beta ist, kann man es mit einem Battle.net-Account kostenlos herunterladen und sofort spielen. Das wird sich auch beim finalen Endprodukt kaum ändern.
Mit der ersten Spielminute nimmt Blizzard einen neuen Spieler an die Hand, lässt ihn einfache Computer-Gegner besiegen und verteilt Belohnungen, bevor man ihn in den Spieler-gegen-Spieler-Modus schickt.
In den ersten Stunden denkt man gar nicht darüber nach, Geld zu investieren, um neue Kartendecks zu kaufen.
Die meisten Online-Poker-Anbieter verstehen immerhin, dass es unverzeihlich ist, kein Spielgeldangebot zu haben. Ein Großteil der Spieler läuft einfach sofort wieder weg, wenn es keine Spielgeld-Spielwiese zum Ausprobieren gibt.
Soziale Elemente bei HearthstoneHearthstone hat auch einen sehr einfachen Weg gefunden, mit Beleidigungen im Chat umzugehen: Es gibt einfach keinen Chat. Die Spieler können nur über eine Menge von vordefinierten Emotes interagieren (etwa: Begrüßung, Glückwunsch, Erstaunen).
Das ist ein starker Kontrast zu Online-Poker, wo neue Spieler schnell durch Ausdrücke wie “Donk” oder “Fisch” verscheucht werden können.
4. Eine starke Marke von einem preisgekrönten Entwickler-Team
Gut, für Poker mag dies etwas weit hergeholt sein, aber Blizzard ist einer der größten und angesehensten Spiele-Entwickler der Welt.
Obwohl es im Online-Sammelkartenspiel-Markt eine Menge Konkurrenz gibt, wurde Blizzard sofort einer der größten, wenn nicht gar der größte Marktführer. Das geschah praktisch über Nacht und lag auch an der Stärke der Marke “Blizzard”.
Klar, es gibt eine Menge etablierte Poker-Anbieter, aber was wäre, wenn ein echter Gigant die Poker-Szene beträte – eine Marke wie Yahoo, Google oder Facebook?
Keine Frage – ein neuer Spieler würde sich wesentlich wohler fühlen, seine ersten Online-Poker-Schritte auf seine Seite von Yahoo zu machen als bei einem Anbieter, der gefühlt sein Hauptquartier in einer Scheune in Litauen hat.
Ist das ein Luftschloss? Womöglich, aber es schadet nichts, sich hohe Ziele zu setzen.
5. Innovative Sponsor-Deals
Bei Hearthstone gibt es jetzt noch keinen Profi-Markt, aber schon jetzt blühen die ersten Sponsor-Deals für Spieler auf.
Der bekannteste Spieler dürfte im Moment Jeffrey “TrumpSC” Shih sein, der vom Spielhersteller Razor gesponsert wird. Shih streamt viele seine Partien und macht Videos darüber und jeder kann ihm auf seinem Twitch.tv-Stream zusehen.
Razor spondert diesen Stream und verteilt dann und wann Werbeartikel unter den Zuschauern. Für beide Seiten ist dies ein Gewinn.
Jeffrey “TrumpSC” Shih – Hearthstone-Spieler gesonsert von RazorEs wäre großartig, wenn mehr Mainstream-Unternehmen Pokerspieler auf ähnliche Art und Weise sponsern würden. Man stelle sich eine von Red Bull gesponserte Poker-Marathon-Challenge vor, bei der ein Spieler aus 10 Dollar 10.0000 macht.
Es wird Zeit, über das übliche Team-Pro- oder Red-Pro-Schema hinauszudenken – Online-Spieler brauchen doch auch Notebooks, PCs und Monitore.
Und wer daran zweifelt, dass Poker Zuschauer anziehen kann, der sei an die jüngste League-Of-Legends-Weltmeisterschaft erinnert. 32 Millionen Leute schauten sich den Live-Stream an – das sind mehr als beim Live-Stream des letzten Super-Bowls.
Dieser Artikel erschien im Original – 5 Things Online Poker Could Learn From Hit Game Hearthstone – auf PokerListings.com.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.02.2014.