Es dauerte 400 Hände am Final-Table und fast 12 Stunden spielte man zu dritt, bis schlussendlich Greg Merson als Sieger des WSOP-Main-Events feststand. Ein Bericht der Schlacht:
Die Ausgangssituation
Greg Merson (88,35 Millionen Chips), Jesse Sylvia (62,75) und Jake Balsiger (46,875) trafen in dieser Nacht zusammen, um den Sieger der WSOP zu ermitteln.
Der “Shortstack” Balsiger hatte zu Beginn des Abends knapp 80 Big Blinds – es deutete sich also schon an, dass es eine lange Entscheidung würde. Dabei war insbesondere für Balsiger das Erreichen der letzten Drei eine beachtliche Leistung – in die Octo-Nine ging er als Vorletzter im Chipcount.
3,8 Millionen hatte alle Spieler schon sicher, für den zweiten Platz gab es 5,3 Millionen und für den Sieger schließlich 8,5 Millionen US-Dollar.
Erstes All-In von Balsiger
In der ersten Stunde konnte Greg Merson seinen Stack auf über 100 Millionen Chips ausbauen während Balsiger auf 28 Millionen sank. Doch Balsiger konnte mit Buben gegen Neunen von Jesse Sylvia verdoppeln. Die Chips gingen nach 3-, 4- und 5-Bet-All-In vor dem Flop in die Mitte und die bessere Hand hielt.
In der Folgezeit wurden vor allem kleine Pötte gespielt und nach einer weiteren Stunde hatte Greg Merson insgesamt 20 Millionen Chips wieder hergegeben und die ursprünglichen Chip-Counts waren mehr oder weniger wieder hergestellt.
Guter Bluff von Merson
Nach mehr als drei weiteren Stunden Klein-klein zeigte Greg Merson schließlich eine beeindruckende Hand: Er limpte auf dem Button, callte den Raise von Jake Balsiger aus dem Big Blind auf 3,7 Millionen und zu zweit sah man einen 9 8 3 Flop. Balsiger setzte 4,5 Millionen, Merson callte und der 4 -Turn wurde gedealt. Wieder setzte Balsiger, diesmal 7,5 Millionen und wieder callte Merson. Auf dem 6 -River spielte Balsiger 13 Millionen an und Merson ging nach Kurzem Nachdenken All-In. Balsiger insta-foldete, Merson zeigte Q J für einen geglückten Bluff und nahm seinem Gegner fast 30 Millionen Chips ab.
Zweites All-In von Balsiger
Nach dieser Hand war Balsiger wieder ein wenig Chip-Not, konnte ein wenig später allerdings abermals an Jesse Sylvia verdoppeln. Diesmal brauchte Balsiger jedoch eine gute Portion mehr Glück – mit ATo brachte er eine 3-bet All-In aus dem Big-Blind und wurde von Sylvia mit AQo gecallt. Doch das dominierte Ass fand auf dem Turn eine Zehn und so blieb Balsiger weiter im Rennen.
Sylvia übernimmt nach Suck-Out kurz die Führung
Keine Zehn Minuten später kam es zum nächsten Suck-Out und diesmal war es Jesse Sylvia, der von Fortuna profitierte. In einer enormen Hand raiste er mit A K vom Button auf 2 Millionen, wurde von Greg Merson mit K K aus dem Big Blind auf 4,8 Millionen gereraist, 4-bettete auf 10,2 Millionen und callte Mersons All-In, effektiv 42 Millionen. Diese Hand hätte das Ende der WSOP einläuten können – Merson dominierte seinen Gegner und hätte ihn nach dem gewonnenen All-In eliminiert, sowie 80 Prozent aller Chips gehabt. Doch es sollte anders kommen. Das Board brachte 3 5 2 8 4 und damit eine Straße für Sylvia. Auf einmal war das Spiel auf den Kopf gestellt. Sylvia war Chip-Leader und Merson auf 70 Millionen gefallen.
Aber Sylvias Führung hielt nicht lange an. Merson holte sich schnell seine Führung zurück und nahm seinem Gegner einen Großteil der gewonnen Chips wieder weg. Nach zwei Stunden hatte Merson wieder über 100 Millionen Chips, während Sylvia mit knapp 60 und Balsiger mit knapp 40 Millionen unterwegs waren. Man war wieder mehr oder weniger bei der Ausgangssituation des Abends angelangt.
Drittes All-In von Balsiger
Jake Balsiger3 gewonnene All-Ins
Und auch die folgenden Aktionen erinnerten an bereits gesehen – Balsiger halbierte in mehreren Händen seinen Stack und verdoppelte an Jesse Sylvia, wieder glücklich. Diesmal 3-bettete er mit KJo, wurde von ATo gecallt und traf zwei Könige auf dem Board.
Inzwischen war es fast 3 Uhr nachts Ortszeit und die Spieler saßen abermals mit ihren ursprünglichen Stacks da. Auf Twitter vertrieb man sich derweil die Zeit damit, festzustellen, dass diese WSOP elendig lange dauert und stellte unter dem Hashtag #WillWSOPEndBefore merkwürdige Vergleiche an, etwa ob man fertig würde, bevor der Kaffee ausgeht, bevor Star Wars 7 in die Kinos komme oder bevor Daniel Negreanu was Nettes über Howard Lederer sagen würde. Mit anderen Worten: Nach über 350 gespielten Händen war es ein verdammt langer Final-Table und es sah nicht so aus, als würde sich viel bewegen.
Jesse Sylvia holt die Führung zurück und gibt sie wieder ab
Dann bewegte sich aber doch wieder was, nämlich Jesse Sylvia. Dieser brachte mit Q 9 eine 3-Bet aus dem Small-Blind und callte Greg Mersons Mini-4-Bet auf 12 Millionen. Auf einem K 9 3 Q K Board gab es dann eine kleine C-Bet von Merson, einen Call und danach lauter Checks. Nichtsdestominder lagen am Ende über 30 Millionen in der Mitte und Sylvias Paar Damen war gut genug, um den Pot zu gewinnen und erneut die Führung zu übernehmen.
Dann aber schlug Jake Balsiger zu, der, nachdem er mehrfach schon haarscharf an seiner Elimination vorbeischrammte, auch mal die Führung übernehmen wollte. Nach einem Raise aus dem Small-Blind landete er auf einem 933-Flop gegen Jesse Sylvia nach einer C-Bet und einer 3-Bet im All-In und hatte ihn mit KK gegen K9 massiv dominiert. Die Könige hielten und auf einmal war der gesamte Chipcount durcheinander: Balsiger führte mit 90, es folgte Merson mit 70 und Sylvia mit knapp 40 Millionen Chips.
Und wieder zurück auf Ausgangssituation
Aber die Spieler fühlten sich irgendwie magnetisch zu ihren ursprünglichen Chipcounts angezogen und so gab Balsiger seine soeben gewonnen Chips postwendend wieder an Sylvia ab.
Mit K9o limpte er vom Button und sah nach einem Check von Sylvia im Big Blind einen K82-Rainbow-Flop. Mit Top-Pair spielte Balsiger an, bekam einen Reraise und ging darauf All-In. Jesse Sylvia hatte mit 82o den Flop deutlich besser getroffen und gewann nach einer 2 auf dem Turn und 3 auf dem River den Showdown.
Nach der Hand stand es dann wieder Merson (74 Millionen) vor Sylvia (70) vor Balsiger (55) – ein äußerst bekannter Count.
Im Anschluss baute Balsiger konsequent ab und war nach einer weiteren Stunde Spiel (der insgesamt zwölften des Tages) bei 20 Millionen Chips angelangt während Merson gegen Sylvia um die Führung kämpfte.
Finales All-In von Balsiger
Jake BalsigerPlatz 3
Schließlich schipperte Balsiger seine letzten 20 Millionen Chips (etwas über 10 Big Blinds) mit QTo in die Mitte. Diesmal nahm sich Greg Merson ein Herz und callte das All-In mit KQo. Die bessere Hand hielt und nach 11 Stunden und 250 Händen zu dritt war die erste Elimination des Abends gefunden. Jake Balsiger nahm immerhin 3,8 Millionen Dollar für seinen dritten Platz mit. Davon wolle er sich einen neuen Ford kaufen, so der 21-Jährige im Interview, der sich dennoch sichtlich über seine Platzierung freute.
Heads-Up zwischen Sylvia und Merson
Mit 118 zu 81 Millionen ging Greg Merson gegen Jesse Sylvia in das Heads-Up. Effektiv 40 Big Blinds hatte der Shortstack, also genug, um noch eine lange Zeit Poker zu spielen. Dabei war es bis jetzt schon der längste Final-Table der WSOP gemessen an der Zahl der gespielten Hände.
Das Heads-Up ging dann glücklicherweise für die Zuschauer, Kommentatoren und wahrscheinlich auch Spieler doch ziemlich fix. Greg Merson baute seine Führung zunächst ein wenig aus und Jesse Sylvia war irgendwann in einem Push-Fold-Modus angelangt.
Greg MersonSieger des Main-Events
2012
Mit Q J war Sylvia schließlich All-In und trat gegen Greg Mersons K 5 an. Dabei kam das All-In etwas merkwürdig zustande: Merson erhöhte, Sylvia reraiste auf 9,5 Millionen und Merson ging für effektiv 69 Millionen All-In. Sylvia nahm sich etwas Zeit und callte schließlich mit Dame-hoch. Als Vanessa Selbst an der Rails die Hand sah, machte sie ein entsetztes Gesicht und Jan Heitmann kommentierte das Geschehen, als ein vergleichsweise banales Ende für eine so epische Schlacht. Das Board brachte schließlich 9 6 3 6 7 . Keine Hilfe für Sylvia und Merson konnte nach 400 Händen am Final-Table das Bracelet nach Hause nehmen.
Ganz nebenbei gewann Merson dabei auch noch die POY-Wertung der WSOP und verwies Phil Hellmuth auf den vom letzten Jahr bekannten zweiten Platz.
Ein sichtlich gerührter Greg Merson reckt sein Bracelet in die HöheEndergebnis des WSOP-Main-Events 2012
1. | Greg Merson | $8.531.853 |
2. | Jesse Sylvia | $5.295.149 |
3. | Jacob Balsiger | $3.799.073 |
4. | Russell Thomas | $2.851.537 |
5. | Jeremy Ausmus | $2.155.313 |
6. | Andras Koroknai | $1.640.902 |
7. | Michael Esposito | $1.258.040 |
8. | Robert Salaburu | $971.360 |
9. | Steven Gee | $754.798 |
Bilder: wsop.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.10.2012.