Diese Nacht wurde in den USA ein Heads-Up-Duell ausgetragen, das der Pokerwelt wohl nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Im Rahmen des „King of the Hill“ Heads-Up-Turniers trugen Phil Hellmuth und Daniel Cates das Finale aus und der Poker-Brat zeigte eine ganz neue Seite, bluffte sich um Kopf und Kragen, lag hoffnungslos zurück, holte sich aber dennoch am Ende auf spektakuläre Art und Weise den Titel.
King of the Hill
50.000 Dollar kostete die Teilnahme an dem Einladungsturnier von Pokernight in America und nur vier Spieler nahmen teil: Frank Kassela, Douglas Polk, Daniel Cates und Phil Hellmuth. Gespielt wurde No-Limit-Hold'em in zwei Heads-Up-Runden und ermittelt werden sollte der „King of the Hill“, der beste Heads-Up-Spieler unter den Vieren.
Match 1: Frank Kassela gegen Daniel Cates
Das erste Halbfinale trugen der dreifache Bracelet-Sieger Frank Kassela und Daniel Cates aus. Dieses Match dauerte grade einmal 5 Hände. Gleich in der ersten Hand traf Cates Trips mit 9-5 auf einem 9-9-7-6-6-Board und Kassela zahlte ihn mit 7-4 gut aus. Vier Hände später waren beide Spieler auf einem K-J-3-Q-Turn all-in. Kassela hatte mit K-J Two-Pair, Cates mit A-T eine Straße und nachdem der River Kassela kein Full Hosue brachte, war das Match gegesen.
Match 2: Phil Hellmuth bezwingt Douglas Polk
Das ganze Turnier wurde von Douglas Polk groß beworben und sein Match gegen Phil Hellmuth stand dabei im Mittelpunkt. Im Vorfeld ließ Polk keinen Zweifel daran, dass er Hellmuth wenig Spielstärke beimaß und dass er sich selbst nach wie vor für den besten NLH-Spieler überhaupt hält.
Aber in diesem Match lief für Polk wenig bis gar nichts zusammen. In einer der ersten Hände verlor er fast die Hälfte seiner Chips mit einer Straße gegen Hellmuths Flush und auch im Anschluss wanderten die Chips vor allem in Richtung Altmeister.
Schlussendlich waren die beiden in einen Pot verwickelt, in dem bis zum River wenig passierte, dann Hellmuth jedoch mit 7♥ 4♥ eine Straße auf einem 8♦ 6♠ 2♥ T♥ 9♦ Board traf. Polk hatte mit 8♥ 6♣ Two-Pair, glaubte Hellmuth die Sieben nicht und zahlte ihn aus. Damit stand das Finale fest und der beste NLH-Spieler aller Zeiten scheiterte an der Weißen Magie Phil Hellmuths.
Finale: Phil Hellmuth gegen Daniel Cates
Das Finale wurde in drei Runden ausgetragen. Im Vorfeld freute sich Cates, dass er mit Hellmuth den schwächeren Spieler als Gegner hatte, doch während des Spiels gegen Hellmuth wurde Cates mehrfach vor große Rätsel und fast unlösbare Aufgaben gestellt.
Phil Hellmuth gewann die erste Runde nachdem er nach über einer Stunde Spiel und inzwischen hohen Blinds mit A-Q gegen K-Q vor dem Flop all-in war und Cates keine Hilfe fand.
Die zweite Runde ging in Windeseile an Daniel Cates. Auf einem A-9-5-3-6-Board hatte er mit A-9 Top-Two und spielte diese sehr aggressiv. Tatsächlich spielte er so aggressiv, dass Hellmuth ihn mit K-9 auszahlte und erst im Showdown sah, dass sein Bluff-Catcher keine Chance hatte. Damit ging es in eine entscheidende dritte Runde.
Entfesseltes Spiel
In der dritten Runde sah man einen entfesselt wirkenden Phil Hellmuth aufspielen. Normalerweise ist Hellmuth ein sehr tighter Spieler, der sich gerne damit brüstet, dass er auch mit Stacks unter 20 Big Blinds große Hände entsorgen kann. Doch in diesem Match sah man ihn auf einmal mit 32-off (ja, der schlechtesten Heads-Up-Hand!) in Pots um die Hälfte aller Chips im Spiel große Bluffs ohne Treffer auf dem River abfeuern.
Doch genau dieser Bluff Hellmuths mit 32-off ging knapp daneben, er verlor fast all seine Chips und lag zwischenzeitlich 19-1 zurück. Hellmuth begann umgehend mit Beschimpfungen und dem großen Lamentieren, erklärte, dass er der beste Heads-Up-Spieler der Geschichte ist und irgendwie wurde er von Fortuna erhört.
Comeback des Jahres
Anstatt auch seine letzten paar Big Blinds zu verlieren, verdoppelte Hellmuth mehrfach seinen Stack und kam langsam wieder in das Spiel zurück. Auf einmal traf er wieder Straßen, fand gute Hände und gewann Momentum hinzu. Dabei half es sicherlich auch, dass Daniel Cates zwischenzeitlich spielte, als hätte er das erste Mal in seinem Leben Pokerkarten gesehen und als hätte er Todesangst vor Phil. Unter anderem entsorgte Cates auf einem T-3-2-T-9-Board (mit drei Karos) T-5 gegen eine Fünftel-Pot-Bet auf dem River.
Die dritte Runde dieses Matches dauerte weit über eine Stunde und tatsächlich schaffte Hellmuth, das Comeback perfekt zu machen. Obwohl er zwischenzeitlich 5.000 zu 195.000 Chips zurücklang, gewann er das Match, damit das Turnier und durfte sich zum King of the Hill krönen.
Hellmuth plauderte danach über seine Bracelets, seinen Sieg beim NBC-Heads-Up-Championship und antiken Geschichten, die von großen Comebacks handelten. Für ihn stand es nie zur Debatte, dass er dieses Turnier, auch mit einem solchen Rückstand problemlos gewinnen könnte.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.08.2017.